Tipps für angehende Koch-Azubis und wie der (Miet)Koch-Beruf wirklich ist

Gestern veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung (SZ) einen Artikel zu hohen Abbruch-Quoten bei Ausbildungsberufen. Besonders hoch war die Quote unter anderem beim Beruf des Kochs. Meinen Artikel dazu finden Sie H I E R .

Der Beruf des Kochs ist wesentlich komplizierter, vielfältiger, verantwortungsvoller und stressiger, als allgemein vermutet. Viel zu häufig wird das Bild eines Kochs in der Gesellschaft heute von den Medien geprägt. Auf der einen Seite hat dies zur Popularität dieses Berufs beigetragen, andererseits wurde damit aber auch ein Bild aufgebaut, das alles andere als praxisnah ist.

Auch ich als Mietkoch habe mit diesem (falschen) Bild zu kämpfen.

Oft wissen meine Auftraggeber gar nicht, welcher Aufwand hinter der Organisation und Ausrichtung eines (von mir durchgeführten) Koch-Events steckt. Ich habe feststellen müssen, dass der Grund dafür manchmal eine defizitäre Kommunikation der nötigen Tätigkeiten meinerseits ist, manchmal aber auch der beim Kunden vorherrschende Gedanke der „Leichtigkeit und Einfachheit des Kochens“, vermittelt eben durch die mediale Berichterstattung, aber auch durch den eigenen, täglichen Kochstil. Da komme ich dann leider auch mit meinen Argumenten aus der realen Praxis nicht mehr durch, was ich oft bedauere, aber auch nicht ändern kann.

Im TV werden uns oft nur noch die finalen Tätigkeiten eines Kochs gezeigt. Der beiläufig fallende Spruch „Ich hab‘ da mal was vorbereitet…“ regt die Zuschauer/innen zwar stets zum Schmunzeln an (mich auch 🙂 ), die Arbeit dafür, und genau DAS ist diese Vorbereitung, wird uns aber nicht gezeigt. Das ist bei TV-Unterhaltungs-Shows nicht anders, als bei meinen Koch-Events. Was ist denn im Vorfeld eines Koch-Events/einer Kochshow überhaupt zu erledigen? Hier eine grobe Übersicht:

  • die Planung dafür, was gekocht werden soll
  • der gedankliche Ablauf eines Gerichts von der Zubereitung bis zur Umsetzung, egal ob vor einer Kamera oder beim Kunden zu Hause
  • der Vortrag während der Zubereitung und die Vermittlung des Wissens, passend zur gekochten Speise, zum Beispiel bei KochParties
  • die dafür nötigen Zutaten
  • die Gerätschaften und Hilfsmittel
  • die Kalkulation des Gerichts und des gesamten Events
  • die Einkäufe, inklusive der Zusammenstellung einer Einkaufsliste, ohne dabei eine Zutat zu vergessen
  • die Optimierung der einzusetzenden und nötigen Gegebenheiten vor Ort zur bestmöglichen Umsetzung des Gerichts/Events
  • die Nachbearbeitung: Das Aufräumen und Reinigen der Location und der benötigten Gerätschaften/Hilfmittel und das Feedback der Kunden

Wer die oben grob aufgeführten Punkte jetzt gedanklich in der Reihenfolge einmal durchspielt und dabei auf die Uhr schaut, wird schnell merken, wie viel Zeit, bei gut durchdachter Planung, für einen professionellen Koch-Event zu investieren ist. Selbst Profis wie ich, handeln diese Liste nicht in 30 Minuten ab.

Und was sehen die Zuschauer oder die Kunden davon? 😉

Jene, die glauben, der Beruf des Kochs begrenzt sich allein auf das Kochen, lassen sich leider von den Hochglanz-Happy-Feeling-Shows im TV blenden. Häufig eben auch die angehenden Koch-Azubis.

Ich plaudere jetzt nicht aus der Praxis, das mache ich gerne bei meinen KochParty-Events, bei denen die Teilnehmer/innen während ihrer Arbeit selbst erleben, was es bedeutet, ein Menü aus frischen Zutaten herzustellen. Viele, die mich davor für einen HomeCooking-Event gebucht hatten, merken dann erst, warum meine Koch-Events den Wert haben, den ich dafür kalkuliert habe. Sie sehen, was zum Beispiel das Zubereiten einer Sauce an Arbeit und Mühe macht, wenn zunächst die Brühe angesetzt werden muss, die später zum Auffüllen der Sauce gebraucht wird. Dann kommt der eigentliche Ansatz der Sauce, bei dem selbstverständlich auf wichtige Dinge geachtet werden muss, damit die Sauce erstklassig wird und nicht nur eine „einfache Sauce“!

Dass die Tätigkeit eines Kochs auch aus theoretischen Arbeiten besteht, habe ich oben bereits grob aufgeführt. Auf DIESER WEBSITE sind die Aufgaben meines Berufs umfangreich aufgelistet. Dort sind auch die Verdienste für Azubis genannt.

Meiner Ansicht nach sollten Interessenten für den Koch-Beruf eine körperliche Fitness, eine große Portion Neugier und Kreativität, ein gutes Selbstbewusstsein oder einen starken Willen mitbringen. Gerade letzteres lässt einen angehenden Koch im alltäglichen Geschäft besser „überleben“ und es hilft dabei, den eigenen Stress und den seiner Kollegen (mit all seinen negativen Folgen und Auswirkungen) besser ertragen zu können!

Ich war zu Beginn meiner Ausbildungszeit (aus heutiger Sicht) ein echtes Weichei. Allerdings kam da auch Vieles sehr plötzlich und unvorbereitet auf einmal:
Mit 19 zum ersten Mal auf Dauer weg von Zuhause, dazu allein in einer fremden Stadt und dann auch noch der harte Umgangston in der Küche, den ich erst einordnen und differenzieren lernen musste. Die einen brüllen ihn in Situationen, die aus ihrer Verantwortung und dem Arbeitsstress heraus entstehen, in den Raum und im optimalen Fall hört man hinterher tatsächlich eine Entschuldigung, was mit der Zeit das Verhalten mancher Kollegen in der Küche verständlicher macht.
Bei anderen ist ein aggressives oder asoziales Verhalten eine, aus meiner Sicht und Erfahrung nach, inakzeptable Grundhaltung, die auf den schwachen Charakter und eine allgemeine Unzufriedenheit hindeuten! Nicht selten kommen auch noch eine schlechte, fachliche Qualifikation UND eine charakterliche Disqualifizierung für den Beruf hinzu, die mit einer gewissen Dominanz überdeckt werden sollen.

Wer hier Durchhaltewillen beweist, schafft auch die Ausbildung zum Koch. Und so gesehen, war ich dann wohl doch kein Weichei 😉 . Und all jenen, die sich für den Beruf interessieren und meinen Artikel gerade gelesen haben, sei gesagt:

Respekt unter Kollegen erarbeitet man sich, auch schon in der Ausbildungszeit, einerseits natürlich mit der Konstanz bei seinen eigenen, positiven Werten und Umgangsformen, egal wie krass einem das Umfeld zu sein scheint, andererseits aber auch mit einer guten Arbeitsleistung und Arbeitsmotivation! Denn wer gut in diesem Job ist, lernwillig und kreativ, ist gefragt, wird respektiert und geachtet (natürlich auch beneidet, aber das ist ja dann ein Kompliment! 🙂 ) und macht sich damit schnell, zwar nicht unersetzlich, aber arbeitstechnisch doch „begehrt“! Und das schon während der Ausbildung, denn viele Betriebe suchen günstige Arbeitskräfte und dies sind nun einmal Azubis.

Ich persönlich kann nicht jedem Azubi dazu raten, den Job gegen sein Gefühl weiter zu lernen, insbesondere dann nicht, wenn offensichtlich ist, dass ein Ausbildungsbetrieb dem Azubi keine optimalen Voraussetzungen für das Erlernen des Berufs bietet.

Wer in seinem Lehrbetrieb Suppen und Saucen nur aus Tüten zusammenrührt, Gemüse und Sättigungsbeilagen nur aus der Tiefkühlung kennt und Hygiene in der Küche nicht vermittelt bekommt, der ist, meiner Ansicht nach, zumindest wenn es sich um einen zielstrebigen Azubi mit klaren Vorstellungen für seine Zukunft handelt, in einem anderen Betrieb passender aufgehoben.

Nicht falsch verstehen: Viele Betriebe können heute gar nicht mehr anders kochen, wollen sie nicht in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Oft fehlt schlicht auch das geeignete Personal. Aber bei dem oben aufgeführten Beispiel müssen beide Seiten eben erkennen, dass sie nicht zueinander passen. Das ist bedauerlich, denn hier wurde Zeit verschwendet.

Dass aber auch viele Koch-Azubis krude Vorstellungen von diesem Beruf haben, möchte ich mit zwei Beispielen klar machen.

„Ich möchte gerne Sternekoch werden!“

Das ist sicher ein Ziel, dem ein Koch straight folgen kann. Allerdings…welche Vorstellung von einem Sternekoch hat der Azubi, der dieses Ziel verfolgt? In einer dreiteiligen DOKU VON SPIEGEL TV (hier der erste Teil) wird der Beginn der Koch-Ausbildung von drei Azubis gezeigt. Zwar ist diese Doku schon älter, aber ich finde sie immer noch gut, weil sie über die Probleme rund um die Koch-Ausbildung aufklärt und das sowohl aus der Sicht der Ausbilder, als auch aus der Sicht der Azubis.

„Mein Sohn macht gerade eine Koch-Ausbildung und dann möchte er auch gerne Mietkoch werden! Würden Sie ihm dazu raten?“

So wurde ich vor längerer Zeit auf dem Parkplatz eines Supermarktes angesprochen, als die Frau den Aufdruck meines Autos gelesen hatte.

Ich erläuterte der Dame, dass es für einen Mietkoch ein wenig mehr Wissen bedarf, als das einer Koch-Ausbildung. Ich hatte nach meiner Koch-Ausbildung noch zwei kaufmännische Ausbildungen absolviert, eine davon im Medien-Bereich, bevor ich mich zum Start meines Mietkoch-Gewerbes entschloss. Zudem hatte ich noch ein paar Jahre Berufserfahrung als Koch und dann viele Jahre Kochpraxis in meinem Privatleben. Alles in allem glaube ich, dass ich das optimale „Vorbereitungspaket“ für einen Mietkoch mitbringe. Demnächst werde ich mich noch mit dem Bereich Marketing beschäftigen, weil ich finde, dass ich in diesem Bereich noch besser werden kann.

Dies war auch gleichzeitig meine Antwort an die Mutter des Koch-Azubis, die mich dann mit großen Augen ansah, als sie erkennen musste, dass eine Koch-Ausbildung, so gut sie auch sein mag, für die Ausübung des selbstständigen Mietkochs nicht reichen wird 😉 .

Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel Einiges klar machen konnte. Zum einen, dass man mit dem Beruf des Kochs einen absolut tollen Job hat, wenn man weiss, wo die Reise später hin gehen soll und wie man ihn für sich gestaltet, um beruflich zufrieden sein zu können.
Zum anderen für all Jene, die meinen, Köche haben ein lockeres und gut bezahltes Berufsleben, weil sie ja mal eben, wie man selbst zu Hause auch, den Ofen oder die Mikrowelle öffnen muss um, Simsalabimm, ein unglaubliches Menü auf den Tisch bringen zu können. Dem ist definitiv nicht so 😉 .

Wenn Sie zu meinen Ausführungen Fragen oder Anregungen haben, schreiben Sie dies gerne ins Kommentarfeld oder kontaktieren Sie mich über die anderen hier aufgeführten Möglichkeiten.

Hohe Abbruch-Quote beim Ausbildungsberuf Koch

Einmal mehr findet sich der Koch-Beruf in der Statistik der Ausbildungsabbrecher weit vorn: Jeder zweite Azubi wirft vorzeitig hin!

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet heute über Inhalte der Vorlage des Berufsbildungsberichts 2018 der Bundesregierung (KLICK HIER). Bei den Köchen beendet demnach jeder zweite Azubi die Ausbildung noch vor dem Ende der Abschlussprüfung.

Zu den allgemeinen Gründen der Ausbildungsabbrecher, ihren Job vorzeitig aufzugeben, nennt der Bericht unter anderem, einen schlechten Verdienst, von dem sich, nach Ansicht der Auszubildenden, kaum vernünftig leben lässt, sowie ungünstige Arbeitsbedingungen und mangelnde Ausbildungsqualität. Darüber hinaus werden auch Konflikte mit Vorgesetzten aufgeführt.

Aber auch die Betriebe klagen der SZ zufolge, über mangelnde Ausbildungsleistungen, fehlende Motivation und schlechte Integration in das Betriebsgeschehen.

Dabei muss der Job des Kochs gar kein „Höllenjob“ sein, wie DIESE TV-DOKU vom Titel her vermuten lässt (aus meiner Sicht völlig falsch und unpassend betitelt).

Eigentlich müsste die Gastronomie und Hotellerie extrem bemüht sein, ihr Image dahingehend zu verbessern, dass Auszubildende ein gutes Umfeld geboten bekommen. Klar, an den üblichen Arbeitszeiten in der Gastronomie lässt sich nichts verändern und hier sollte der Azubi schon wissen, worauf er/sie sich als Koch/Köchin einlässt. Ein Praktikum kann bei der finalen Entscheidungsfindung sicher helfen.

Warum die Mitarbeiter in der Gastronomie immer noch so schlecht bezahlt werden, kann auch ich nicht nachvollziehen. Es sind Knochenjobs und das wissen auch jene, die als Gäste in ein Restaurant oder eine Kneipe gehen, um dort etwas zu essen oder um ihr Bier zu geniessen. Wer bei 50°C oder mehr im Sommer in den Küchen steht und dort konzentriert schuftet, wer alltäglich Kilometer ohne Ende läuft und rennt, dabei schwere Tabletts trägt, wie es viele Servicekräfte praktizieren und dann am Ende vielleicht knapp 12-1300 € auf dem Konto hat, der überlegt sich natürlich recht schnell, ob diese Beschäftigung sinnvoll und befriedigend sein kann. Abgesehen muss sich jede/r fragen, ob dieses verdiente Geld zum ordentlichen Leben reicht…

Wir können nicht mehr von unseren jungen Leuten erwarten, dass sie ALLES für den Job machen, wenn Arbeitgeber nicht auch für ein Stück Lebensqualität sorgen! Im Gegenzug dürfen die Jungen nicht denken, dass sich alles nur um sie dreht und sie keine entsprechende Leistung bringen müssten. Wie immer ist auch die Ausbildungszeit ein Geben und Nehmen.

Die Ausbildungsqualität ist sicher ein großes Problem. Wer will denn als Koch nur Tüten aufreissen oder Tiefkühlware verarbeiten, wenn bei der Abschluss-Prüfung ganz andere Dinge gefragt sind und damit ein negatives Ergebnis bereits vorbestimmt ist?
Desweiteren muss die charakterliche Eignung von Ausbildern im Umgang mit (jungen) Menschen gesichert sein. Wenn ich lese, dass es seitens der Azubis scheinbar besonders häufig Probleme mit Vorgesetzten gibt, ist der Betrieb und insbesondere der Ausbilder gefragt, hier eine Verbesserung durchzuführen.

Andererseits müssen Azubis aber auch bereit sein, sich in das Betriebsgefüge einzuordnen. Der Beruf des Kochs ist kein Zuckerschlecken und die Kollegen/innen haben sicher häufig andere Sorgen als einen Koch-Azubi „zu trösten“, aber ein respektvoller Umgang unter Kollegen, muss meiner Ansicht nach Standard sein! Dies bedeutet aber auch, das der Azubi nicht nur sich selbst sehen darf, sondern auch Verständnis für die allgemeine Stress-Situation in der Küche aufbringen muss, damit er manch ein Verhalten der Kollegen und des Chefs verstehen und nachvollziehen kann. Denn ein lauter Ton in der Küche ist selten persönlich gemeint.

Wer nicht motiviert ist, den Beruf des Kochs zu lernen, ist in diesem Job völlig falsch! Ein Koch kann nur gut und professionell arbeiten, wenn er seine Tätigkeit liebt. Natürlich haben es die Arbeitgeber mit solchen Azubis besonders schwer, aber es ist auch deren Aufgabe, vor der Einstellung heraus zu finden, inwieweit ein Anwärter geeignet sein könnte. Stelle ich Koch-Azubis nur deshalb ein, weil ich (billige) Arbeitskräfte brauche, egal welcher Art, sollte ich wissen, dass dieser Schuss auch nach hinten losgehen kann.

Das Problem eines frühzeitigen Abbruchs der Ausbildung, ist also nicht allein eines der Betriebe oder des Azubis, sondern vielmehr im Zusammenspiel beider zu betrachten.

Da können wir für die Gastronomie (und für die Gäste) nur hoffen, dass sie sich bald einige spezielle Anreize einfallen lässt, um motivierte und hoch qualifizierte Köche auf den Markt zu bringen, denn der Fachkräftemangel ist bereits jetzt auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Das schreibe ich auch aus eigener Erfahrung…

#Kochbuch-Kauf: „On Food and Cooking“ von Harold McGee

Kochbuch: On Food and Cooking

Es liegt an den misslungenen Saucen, dass ich mir dieses Kochbuch gekauft habe: „On Food and Cooking“ von Harold McGee (deutsche Übersetzung).

Zwar war es selten ein Drama, weil es sich immer noch rechtzeitig korrigieren ließ, wenn die helle Grundsauce (Velouté) geronnen war, aber es nervte mich. Ich kannte einfach den Grund nicht. Alle Produkte/Zutaten waren frisch! Warum gelang mir die Sauce 98 Mal im Jahr problemlos, aber zweimal eben nicht?

Und wer schon einmal in den Vorbereitungen für ein Menü gesteckt hat, der weiss, dass jede Minute zählt. Eine Sauce ein zweites Mal ansetzen zu müssen, kann zu einer unangenehmen Verz￶ögerung führen. Für mich eigentlich inakzeptabel!

Dann sah ich Sarah Wiener im Fernsehen und sie erzählte von genau meinem Problem und … der L￶ösung: Ein Freund hatte ihr geraten, den für die Sauce nö￶tigen Fond, ohne Salz anzusetzen. Seitdem geronn Kollegin Wiener, noch mir, die Sauce noch einmal!

Manchmal kö￶nnen Dinge so einfach sein, wenn man die Hintergründe und Zusammenhänge kennt und versteht.

Kochbuch: On Food and Cooking

Wir K￶öche lernen die Praxis. Wir lernen den Umgang mit Lebensmitteln und unser Wissen hängt zunächst von jenen ab, die uns durch die Lehre führen. Wer dabei Glück hat, findet einen fähigen, fachkundigen Ausbilder und Küchenchef, der gerne sein Wissen weitergibt.

Mein Ausbilder war hervorragend! Er konnte kochen, ausgezeichnet sogar und seine Kunst, in Kombination mit meiner Motivation und meinem Wissenhunger, ließen mich zu einem Koch werden, der inzwischen 13 Jahre seines Berufslebens, selbstständig und durchaus erfolgreich, mit diesem wundervollen Job verbringt.

Neben der Praxis gibt es aber noch die Theorie, fachbezogen eben die wissenschaftlichen Zusammenhänge, die uns erklären k￶önnen, warum Lebensmittel sich so verändern, wie sie es bei der Verarbeitung und Zubereitung eben machen. Ich habe in meinem Leben nur wenige Kö￶che kennengelernt, die bereit waren, sich jenseits der Praxis auch mit dieser Theorie auseinander zu setzen.

Auch ich war darin noch nie gut. Die naturwissenschaftlichen Fächer in der Schule, Mathe, Physik und Chemie (Bio ging noch!), verhagelten mir in meiner Schul-Karriere durchgängig den Zeugnis-Durchschnitt. Und ich weiss noch, wie ich mich immer dagegen wehrte, dieses trockene, theoretische Wissen aufzunehmen. Es war eine angeborene Abneigung.

Und da war wieder Sarah Wiener und die L￶ösung mit der salzfreien Brühe für die Sauce. Spannend wurde plö￶tzlich, was ich lange Zeit fast schon allergisch abgelehnt hatte: Das Befassen mit den tiefer gehenden Erklärungen, was, wie und warum so geschah, wie es beim Kochen eben passiert!

Meine aufkommende Neugier lieferte mir schließlich die Info zu einem Buch, in dem ein Koch mit einem Lebensmittel-Chemiker gemeinsam versuchte, Zubereitungen von Lebensmitteln auf wissenschaftlicher Basis zu erklären. Die Rezensionen zu dieser Lektüre, waren nicht alle positiv. Eine warnte sogar vor den teilweise kompliziert formulierten und langweiligen Erklärungen. Oje, nichts für mich, das war mir sofort klar!


Von Natur aus entschied ich mich also gegen DIESE Lektüre, weil ich glücklicherweise plö￶tzlich den Hinweis auf ein älteres, noch umfassenderes Buch zu diesem Thema fand. Es war aus dem Englischen übersetzt worden und somit auf deutsch verfügbar und die Rezensionen zu diesem Buch waren fast schon euphorisch.

Wenn von neun Rezensionen, acht fünf Sterne und die neunte vier Sterne bei Amazon vergeben haben, kann das Buch nur gut sein! Und wer schreibt schon Rezensionen und leistet sich eine „Schwarte“ von sagenhaften 1008 Seiten zum Preis von fast 70 €, wenn er/sie sich nicht für diese fachlichen Erkenntnisse interessiert???

In „On Food and Cooking: Das Standardwerk der Küchenwissenschaft“ werden also die physikalischen Zusammenhänge bei Zubereitungen von Lebensmitteln wissenschaftlich erklärt. Zu diesem Zeitpunkt glaube ich, dass ein motivierter, guter Koch, mit diesem Wissen noch besser werden kann, weil er mit „On Food and Cooking“ auch noch die theoretischen Basics vermittelt bekommt, die uns in der Ausbildung in dieser Tiefe kaum vermittelt werden kö￶nnen.

Andererseits ist dies natürlich ein Buch, mit dem sich Praktiker (K￶öche) auseinandersetzen sollen, die sonst mehr auf praktische Erfahrung bauen, als auf gelernte Theorie. Wer sich mit diesem Buch als Koch beschäftigen will, der muss sicher wirklich motiviert sein, die 1008 Seiten durchzuackern.

Und ich bin keine geborene Leseratte, es wird also ein Kampf werden, je nachdem, wie der Schreibstil ist, aber ich versuche durchzuhalten und werde auf jeden Fall berichten, denn spannend finde ich dieses Projekt definitiv!

Gibt es die „richtige“ Ernährung? – Meine Meinung

Von meinen Kunden werde ich vor Ort oft gefragt, wie ich mich ernähre und wie ich koche, ob ich frische oder Tiefkühl- bzw. Convinience-Produkte in der täglichen Zubereitung meines Essens verwende. Im Nachsatz wird dabei auf meine trainierte, schlanke Figur verwiesen. Die meisten Menschen glauben immer noch, und das mag aus der Anfangszeit der Haute Cuisine stammen, dass ein Koch doch etwas rundlicher sein sollte. Weil man ihm dann ansehe, dass es ihm schmecke… 🙂

Ich sehe es eher so: Ein Koch, der gut kochen kann und Ahnung von seiner Tätigkeit hat, weiss auch, wie er sich richtig zu ernähren hat, um die häufig auftretenden Zivilisationskrankheiten bei sich vermeiden zu können.

Aber um die eingangs gestellte Frage kurz zu beantworten: Ich treibe regelmäßig Sport und dies gehört bei mir sogar zu meinen Prioritäten im Alltag. Bei der Ernährung achte ich auf Vielfalt und natürlich auf die Frische der Lebensmittel. Dabei esse ich lieber Fisch als Fleisch und brauche dies auch nicht jeden Tag. Ein oder zwei vegetarische/vegane Tage in der Woche finde ich herausfordernd, auch in Hinblick auf meine Tätigkeit.

Ich denke, Kreativität in der Küche entwickelt sich auch dadurch, dass man einfach mal den Kühlschrank öffnet, alles, was für ein Mittagessen verwendet werden könnte, heraus stellt und sich dann spontan überlegt, was davon zusammen passen könnte und wie das Gericht mit Gewürzen und Kräutern zusätzlich „gepimpt“ werden kann. Das kann schräge, misslungene, aber auch kreative Gerichte hervorbringen. Letztere schaffen es bei mir, nach einer sorgfältigen und aufwändigen Weiterentwicklung, hin und wieder sogar auf die Angebots-Speisekarte.

Und natürlich ist das Kunden-Feedback bei diesen außergewöhnlichen Gerichten dann entsprechend…soll ich es, aus kulinarischer Sicht, „misstrauisch“ nennen? 😉 Hat ein/e Kunde/in aber eines dieser Gerichte für einen Mietkoch-Event gewählt, erhielt ich bisher ausschließlich positive Rückmeldungen, was mich natürlich freut.

Aber wie ist es nun mit der „richtigen Ernährung„?

Ich glaube nicht daran, dass es ein allgemeinverbindliches „RICHTIGES“ Essen für JEDE/N gibt. Von den Nährstoffen her natürlich schon, da sind die Lebensmittel ja ausgiebig erforscht worden, aber was der eine verträgt, kann bei dem anderen wie ein Stein im Bauch liegen und von daher halte ich mich mit individuellen Ratschlägen meist zurück.

Interessanterweise habe ich gerade dazu heute auf SPIEGELonline den Artikel eines Ernährungspsychologen gelesen, der meine Erfahrungen bestätigt. Da ich ihn derart interessant fand, dass ich ihn auch anderen Interessierten empfehlen möchte, habe ich ihn H I E R verlinkt.

Viel Spaß bei der Lektüre und einen schönen Sonntag, wünscht Ihnen Ihr persönlicher Mietkoch

Christian Pukownik 😉

Zucker – macht alt, krank und dick und warum Smoothies eben NICHT gesund sind!

Und wieder einmal eine Doku, diesmal im ZDF (Lesch`s Kosmos, MEDIATHEK-KLICK), die den Zucker verteufelt! Zurecht?

Aus meiner Sicht eindeutig: J A ! Und wir sprechen hier vom weißen, Industrie-Kristallzucker in seinen diversen Formen.

Wer sich 30 Minuten Zeit nimmt und die obige Doku zum Thema Zucker anschaut, erfährt das, was ich am eigenen Körper immer wieder selbst feststellen musste. Achten wir nicht auf die Inhaltsstoffe in den Lebensmitteln, kann unser Körper schnell aus der Form laufen. Fast überall ist Zucker enthalten und bei vielen Produkten fragte ich mich, bis zu dieser Doku, warum? Muss zum Beispiel in Wurst wirklich Zucker enthalten sein? Natürlich nicht! Auch darüber klärt diese Doku auf.

Macht Zucker krank? Auch hier kann ich schreiben: J A, zumindest mich! Je mehr Sweets ich in mich „hinein stopfte“, ohne dass es wirklich einen ernährungstechnischen Grund dafür gab, desto stärker spürte ich meinen Magen in nicht gerade angenehmer Form und desto mehr Up`s and Down`s brachte dies meinen Stimmungen und desto schwerfälliger fühlte ich mich oft. Obwohl ich viel Sport treibe.

Seit etwa 2 Wochen verzichte ich nun auf Süßigkeiten in der klassischen Form und habe mir gesündere Alternativen dazu geschaffen. Wenn ich Verlangen auf etwas Süßes habe, mache ich mir zum Beispiel einen Fruchtquark mit Joghurt, Zimt und zum Beispiel Himbeeren, der mit Ahornsirup und Honig oder Agavendicksaft gesüßt wird. Bei richtigem Heisshunger auf Süßes in der „Entzugsphase“, geniesse ich langsam einen Teelöffel Honig. Zum Frühstück esse ich Haferflocken in Milch, gesüßt wie oben beschrieben, dazu ein bis zwei Esslöfel Milchreis und einen Esslöffel von dem Fruchtjoghurt, wenn ich Verlangen auf Süßes zu Beginn des Tages habe.
Hin und wieder nutze ich auch die Stevia-Süße, allerdings gerade soviel, dass der Eigengeschmack dieser Pflanzensüße nicht zu stark durchkommt.

Ja, es geht! Gestern ging ich in einem Markt durch den langen Gang voll mit Süßigkeiten in den Regalen und ich verspürte keinerlei Verlangen nach Schokolade oder Weingummi mehr. Ein wahrhaft tolles, ja stolzes Gefühl war das! Und…mir geht es tatsächlich besser. Mein Bauch ist entspannter, mein Magen revoltiert nicht mehr und im Allgemeinen geht es mir wesentlich besser!

Wenn ich über eine „Entzugsphase“ schreibe, meine ich es genau so! In der Vergangenheit habe ich schon mehrere Phasen ohne Zucker gelebt, nicht selten über Monate hinweg und plötzlich stürzte ich mich wieder hinein in diese Sucht, die sich nicht gut auf meine Gesundheit auswirkt. Diese extremen Gefühle beim „Entzug“ und das massenhafte Hineinschieben von ernährungstechnischem Müll nach der Beendigung einer zuckerfreien Zeit, wenn der Körper geradezu schreit „GIB MIR ZUCKER“, sind für mich ein deutliches Zeichen, dass dieser Stoff süchtig machen kann. Da gibt es nichts zu Beschönigen!

Nein, ich übertreibe nicht! Wer es einmal versucht hat, als Liebhaber feiner Schokolade und anderer sogenannter „Genüsse“, wie es uns seit der Kindheit, oft als „Belohnung“ gereicht, eingeredet wurde, der weiss, wie schwer es sein kann, auf Zucker verzichten zu wollen! Viele reden sich raus, dass sie ja gar nicht verzichten wollen, aber wären sie konsequent, würden sie spüren, wie schwer es ist, sich vom Zucker loszusagen. Ich bewundere immer Jene, die mit zuckerhaltigen Produkten keine Probleme und deren Genuss unter guter Kontrolle haben.

Ich will anderen Menschen hier gar nicht einreden, dass sie mit dem Essen von zuckerhaltigen Lebensmitteln aufhören sollen. Das entscheidet jeder allein für sich so und ich bin der Letzte, der mit erhobenen Zeigefinger moralisieren will 😉 . Was ich hier schreibe, sind einfach meine Erfahrungen, die ich im quasi lebenslangen Selbstversuch gemacht habe.

Was ich aber als Neuigkeit aus der ZDF-Doku erfahren habe ist, dass Zucker auch alt macht. Man sieht Menschen mit höherem Blutzuckergehalt also tatsächlich an, dass ihr Körper auf diese süßen Kristalle negativ reagiert. Interessant.

Fazit:
Alles in allem finde ich die Doku kurzweilig und sehr aufschlussreich, auch z.B. aufgrund des Selbst-Experiments, das ein Australier durchgeführt hat. Seine Erfahrungen kann ich nur unterstreichen, ebenso wie das Ergebnis dieser Dokumentation, die am Zucker in der weißen, industriell gefertigten Form, kein gutes Haar lässt.

Alternativen zum Süßen gibt es genügend. Natürlich schmecken die Süßpeisen damit anders und man muss seine Geschmackssinne umstellen, aber ist es das nicht wert und kann ein anderer Geschmack nicht auch eine schöne, spannende Erfahrung sein?

Meinungen zum Thema sind hier sehr willkommen, dazu gibt es das Kommentarfeld 😉

Preis-Explosionen beim Frisch-Gemüse

Ein Eisberg-Salatkopf für 2,30 €, Fenchel für 3,50 € das Kilo, ein Bund Radieschen für 0,89 €, 500g Broccoli für satte 2,80 € …

Wer in den letzten Wochen aufmerksam die Preise in den Supermärkten beobachtet hat, konnte das Gefühl bekommen, die Lebensmittelpreise im Frischgemüse-Sortiment explodieren geradezu.

Hin und wieder gibt es sogar Mitarbeiter in Märkten, die mir auf meine Fragen nach den Gründen eine Antwort geben können. In den üblichen Supermärkten allerdings gab es keine wirklichen Fachleute, die mir den Preis-Anstieg bei Frischgemüse begründen konnten.

Deshalb fragte ich bei meinem Fach-Lieferanten, dem Frischemarkt für Gastronomen in Bochum und für das Ruhrgebiet, Niggemann, nach. Und die Mitarbeiter der Gemüse-Abteilung gaben mir eine ausführliche Antwort. Fachleute eben 😉

Und klar war das Wetter der Grund für den rasanten und immensen Anstieg der Preise beim Gemüse: Kälte-Einbruch in Italien, Süd-Frankreich und Nordspanien, dazu heftige, tagelange Regenfälle im Mittelmeer-Raum, sodass Arbeiter kaum noch auf die Felder konnten, wollten sie nicht im Schlamm der Böden steckenbleiben. An Ernte war also nicht zu denken. Das führte zur Verknappung am Markt, was wiederum die Preise beeinflusste.

Inzwischen entspannt sich die Lage nach Angaben aus dem Hause Niggemann aber wieder und die alten, üblichen Preise sollten bald wieder erreicht sein.

Fazit: Ich darf als Koch, der seine Gerichte selbst kalkuliert, nicht allein auf das Wetter in Deutschland achten, sondern muss auch hier übernational in europäischen Grenzen denken.

Apropos übernational! Frische Blaubeeren werden derzeit von einigen Supermärkten zu Preisen weit unter 1,00 € auf den Markt geworfen. PENNY beispielsweise verkauft die 125g-Schale aus Chile und Peru in dieser Woche für 0,89 €!

In Südamerika ist Sommer und nun dürfen wir uns, wenn wir wollen, darüber Gedanken machen, ob es nötig ist, den Aufwand des Imports in CO2-Werte umzurechnen, um uns das Essen dieser Früchte verderben zu lassen oder wir mit jedem Kauf einer Schale Blaubeeren eventuell hart arbeitende Feldarbeiter in ärmeren Staaten unterstützen und damit diese Welt wieder ein bisschen besser machen wollen 😉 .

Heute ist aber auch ALLES Politik, sogar unser Essen! 😆