Die Individualkunst des Kochens

Christian Pukownik vor dem Schriftzug RuhrgebietMeine Ausbildung zum Koch liegt nun fast schon 30 Jahre hinter mir und „damals“ (wenn ich dieses Wort scheibe komme ich mir immer so alt vor 😆 ) absolvierte ich das Lernen glücklicherweise noch „zu Fuß“!

Saucen wurden in aufwändiger Arbeit über Stunden angesetzt, reduziert und verfeinert, ebenso Brühen. Das Fleisch für Veranstaltungen wurde bei hoher Hitze in den Gasofen geschoben und die Beilagen und das Gemüse wurden auf dem Herd frisch zubereitet…auch für 30 bis 50 Personen!

Seitdem hat sich viel getan, gerade im technischen Bereich. Kochen ist, von außen betrachtet, einfacher geworden. Manchmal scheint es mir, der Koch von heute muss größtenteils nur noch ein Organisationstalent sein. Vom Kochen selbst scheint der Beruf oftmals nur noch wenig zu haben, wenn ich an die vollautomatischen Konvektomaten bzw. Kombidämpfer denke, die fast den gesamten Garungsprozess in Alleinarbeit erledigen. Der Koch muss nur noch das Gerät einstellen, das Gargut in den Konvektomaten geben, warten, anrichten und fertig. Das liest sich leicht, ist aber bei einem Event für etwa 400 Personen, sicher immer noch nicht stressfrei zu bewältigen, wie das folgende Video der METRO zeigt.

400 Essen in nur 12 Minuten, das ist schon eine Leistung! Wer aber genau hingeschaut hat, konnte bemerken, dass kleine Garnituren fehlten. Dafür bleibt auch bei hohem Einsatz an Manpower keine Zeit mehr. Der Zeitdruck verhindert die Feinarbeit auf dem Teller. Der Gast bekommt das Essen vorgesetzt und gut ist! Reinschaufeln, weiter geht es mit der Show.

Was ist bei solchen Events aus dem klassischen Kochen geworden, was aus der Leistung jener, die als Köche für die kulinarische Kreation stehen? Wenn Maschinen uns die Arbeit mehr und mehr auch in der Küche abnehmen, hat das sicher die bekannten Vor- und Nachteile, die wir schon von anderen Wirtschaftszweigen her kennen, die die Automatisierung längst hinter sich gebracht haben und heute, aus rein wirtschaftlicher Sicht betrachtet, optimiert sind.

Könnte mein Handwerk, das ich glücklicherweise noch „mechanisch“ und nicht automatisiert lernen durfte, in dieser Form aussterben? Wieder einmal spielt der Kostendruck eine Rolle. Kombidämpfer sparen Personal, Köche kosten Geld, Geld will der Kunde aber möglichst wenig bezahlen, warum also aus Sicht des Gastronomen nicht ungelernte Kräfte einsetzen, die wenig kosten und wenig können müssen? Anrichten kann jeder und „Feinheiten“ sind aus Zeitgründen eh nicht drin. Dem Kunden kann es egal sein, wenn das Ergebnis im Groben stimmt und auf irgendeine Weise „lecker“ schmeckt!

Einerseits liefern die Maschinen natürlich perfekt gegartes Fleisch. Aber wollen wir wirklich nur noch auf den Teller geklatschte Lebensmittel im optimalen Garzustand, ohne Genuss, mit der Gewissheit, dass das Essen bei Großveranstaltungen bitte schön innerhalb der knappen Pause hinein gewürgt werden soll???

Ist Kochkunst nicht mehr das individuelle Können des Meisters, sondern nur noch abhängig vom Stand der Technik in einer Küche in Form eines  Kombidämpfers? Damit können ja sogar jene gute Ergebnisse liefern, die eventuelle, fachliche Defizite ausgleichen müssen, weil sie eigentlich inkompetente Quereinsteiger sind. Im hart umkämpften und schlecht bezahlten Markt der deutschen Gastronomie scheint dieser Weg aber unausweichlich, will ein Restaurant überleben.

Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde. Die Errungenschaften der modernen Technik finde ich durchaus klasse und sie vereinfachen die Arbeit eines Kochs ganz sicher immens. Aber der Einsatz dieser Technik wird auf Kosten der Fähigkeiten zukünftiger Köche gehen, die ja heute oftmals schon nicht mehr wissen, wie eine klassische Sauce zubereitet wird…
Welchen Chef/Inhaber eines gastronomischen Unternehmens, der die betriebliche Arbeitsoptimierung ausschließlich unter dem monetären Aspekt betrachtet, hat denn noch echtes Interesse, Auszubildenden Kochkunst zu vermitteln, die heutzutage nicht selten als zu aufwändig und zu teuer bewertet wird? Dabei kann man beides sicher kombinieren…wenn man es will!

Und dann kommt so ein kleines Köchlein wie ich daher. Keine Erfahrung mit Konvektomaten und Massen-Events mit mehreren hundert Gästen, keine technischen Möglichkeiten, außer die der heimischen Küche der Auftraggeber, dafür aber ausgestattet mit einer mehrjährigen Erfahrung in genau diesem Bereich, einem feinen Gaumen, aufregenden Geschmacksideen und kreativen Anrichteweisen! Zudem kann ich auf ein Fachwissen zurück greifen, das ich seit meiner intensiven, hervorragenden Ausbildung im Düsseldorfer Savoy-Hotel noch optimieren und erweitern konnte. Und wer „zu Fuß“ gelernt hat, z.B. mit Gefühl Fleisch zu braten, der bekommt es auch mit konventionellen, technischen Mitteln und bestimmten Garungsvarianten so optimal hin, wie der Kunde es sich wünscht.

Mein Ziel ist es nicht, das Essen lieblos auf den Teller zu klatschen und den Kunden möglichst schnell abzufertigen. Die Auftraggeber sollen kulinarisch verwöhnt werden, sich gemäß meinem Motto, „Zeit für Genuß“ nehmen können und das ohne Druck. Mit geschmackvoll angerichteten Tellern soll der Gast einfach Spaß am Genuß haben. DAS ist mir wichtig!

Was machen wohl all jene Köche, die nur mit modernster Technik gelernt haben und kaum ein Steak in einer Pfanne vernünftig zubereiten können, wenn deren perfekte Technik einmal ausfällt? Die meisten ungelernten Küchenhelfer sind dann schon gar keine Unterstützung mehr. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einen Spruch meines Ausbilders, der, wenn wir aufgrund eines Problems im dicksten Geschäft in Bedrängnis gerieten, immer meinte:

„Pukownik…jene Köche sind beschissen, die sich nicht zu helfen wissen!“

Und dann ging es weiter. Eine Alternative bzw. Lösungen gab es immer, das weiß man als fachlich versierter Koch aus der Praxis! Auch DAS habe ich gelernt 😉 . Ich bleibe lieber ein kleiner Kochkünstler, als in der allzu technisierten Massen-Küchenwelt unterzugehen und meinen Gerichten keinen eigenen „Touch“ mehr verpassen zu können.

In diesem Sinne: FROHE OSTERN wünsche ich den Besucher/innen meines Blogs 😉 Genießen Sie an den Feiertagen Ihr Essen ganz besonders und nehmen Sie sich dafür einfach mal viel Zeit…Zeit für Genuss!

Sauce oder Fond – Klassische Kochkunst oder moderne Plörre???

Knochen rohDie Sauce ist in der gehobenen Kochkunst, gemeinsam mit dem Fleisch oder  dem Fisch des Hauptgangs, DAS eigentliche Highlight eines jeden Menüs. Durch seine besondere Verantwortung bei der Zubereitung der kostenintensivsten Produkte im Produktionsbetrieb einer Küche, eben des Fleisches und des Fisches, ist der Koch auf dem Posten des Saucier generell auch der Sous-Chef in einer Küchen-Brigade, also der stellvertretende oder 2.Küchenchef.

Die Art der Zubereitung von Saucen erlernte ich Mitte bis Ende der 80er Jahre im Stil der klassischen, französischen Küche. Kurz nach dem Ende meiner Ausbildungszeit, begannen die Stars unter den deutschen Köchen „Fonds“ statt Saucen zu servieren. Als ich damals mit einem Kollegen in einem der besten Restaurants von Bremen zum Abendessen war, bekamen wir einen solchen Fond zu unserem Hauptgang serviert. Die Kartoffeln waren hart, ließen sich kaum zerdrücken, das Fleisch war erstklassig zubereitet und die Sauce der Fond war eine … dünne Plörre suboptimale Brühe, die sich mangels Bindung und mit den zu harten Kartoffeln, kaum verspeisen ließ, weil sie nicht haftend von allem herab tropfte, was sie eigentlich sanft umschließen sollte! Zudem hatten mein Kollege und ich Angst, dass uns die Kartoffeln beim Zerteilen in dieser dünnen Suppe vom Teller flutschen könnten. Uns fehlte schlicht ein Löffel. Das Essen war kein Vergnügen! Genau S O sollte es für den Gast niemals sein…

Einige Male stritt ich mich danach mit meinem ehemaligen Ausbilder (ein hervorragender Koch, der selbst in Düsseldorfer Sterne-Restaurants der 70er Jahre gelernt und gekocht hatte!) darüber, wie sinnvoll der Umstieg auf solche Fonds sei. Er war der Meinung, man müsse mit dem Trend gehen. Ich vertrat hingegen die Ansicht, die hohe Qualität in Sachen Geschmack und Konsistenz der klassischen Sauce (KLICK), sei mit Fonds gar nicht zu erreichen. Das glaube ich bis heute!

Geröstete Knochen werde mit Rotwein abgelöschtEs mag sein, dass der ein oder andere Spitzenkoch einen Fond zubereiten kann, der mich begeistert. Dennoch denke ich, dass eine Sauce sämig sein und nicht wie eine klare Suppe kreuz und quer über den Teller schwappen sollte. Außerdem stört mich der extrem hohe Fettgehalt in diesen final zubereiteten Fond-Saucen, der meinen Magen in unangenehmer Weise spürbar belastet.

Weshalb wurde die klassisch zubereitete Sauce, leicht gebunden mit Mehl und abschließend reduziert, eigentlich durch Fonds ersetzt?

Ganz ehrlich: Bis heute habe ich keine Ahnung und ich habe sogar Google befragt und keinen Grund dafür gefunden! Es war wohl wirklich nur ein „Trend“, der sich zu diesem Zeitpunkt und bis heute durchgesetzt hat. Der einzige Kritikpunkt, den ich finden konnte, war die Bindung der Sauce mit Mehl, einem angeblichen Dickmacher. Dafür verwendet man bei den Fonds heute gerne zur abschließenden Reduktion Sahne und Creme Fraiche und montiert die Sauce am Ende auch noch mit einem Stück kalter Butter! Aha, das soll dann also gesünder sein, als die paar Gramm Mehl in der Sauce!!! Fett pur, sage ich da nur 😎 !!!

Meine Theorie geht in eine ganz andere Richtung. Wer schon einmal eine Demi-Glace angesetzt hat, also eine dunkle Bratensauce aus Knochen, die zunächst etwa eine Stunde sanft aber konstant in Öl geröstet werden, um Farbe und damit Röst- und Aromastoffe zu bekommen, der weiß, wie zeitaufwändig eine solche Sauce ist. Und damit nicht genug: Der erste Ansatz, die Espagnole, die dann mindestens drei bis vier Stunden gekocht haben sollte, um die ganze Kraft der Knochen heraus zu kochen, dient bei der Demi-Glace lediglich zum Auffüllen des zweiten Ansatzes, wobei wir dann, inklusive Vorbereitungen, bei lockeren 9-11 Stunden Arbeitszeit für die Zubereitung einer dunklen Sauce sind. Denken wir jetzt an den Personaleinsatz, schauen dabei auf auf die Lohnabrechnung des Sauciers, kann ich mir gut vorstellen, warum die Produktion von Fonds eingeführt wurde, die bei weitem weniger zeitintensiv anzusetzen sind, als die klassischen Saucen. Soweit meine persönliche Theorie!

Dass dieser Gedanke aber vielleicht gar nicht so falsch sein kann und die Herstellung dieser Fonds, aus meiner Sicht, mit Geschmack und Kunden-Ausrichtung weniger zu tun hat, bestätigten mir zahlreiche Kunden, die sich mir gegenüber mit

„…endlich mal wieder eine Sauce, die den Namen verdient!

äußerten und gefreut haben, wenn sie meine Menüs serviert bekamen. So falsch scheine ich mit meiner, in diesem Bereich vielleicht als „konservative Art“ zu bezeichenden Kochweise, also gar nicht zu liegen! Und es freut mich sehr, dass meine aufwändigere Zubereitung von Saucen (generell ohne Tüte und Pulver!) eine solche Anerkennung findet.

Dabei muss eine vermutete „konservative Art“ bei der Zubereitung gar nicht negativ sein, wenn man es schafft, diese mit modernen Elementen der feinen Küche zu kombinieren und ich liege dabei anscheinend ganz gut. Zumindest erfahre ich dies durch das sehr positive Feedback, das ich von meinen Kunden erhalte.

Natürlich gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten, eine Sauce zu binden (KLICK), als die mit Mehl, wobei die ekeligste Art wohl die ist, eine fein angesetzte Sauce mit Fertig-Kartoffel-Püree-Pulver zu binden, wie ich es in einigen Antworten auf Internet-Fragen als Ratschlag fand. Da wird mir dann wirklich übel 🙁 ! Wer stellt sich denn ernsthaft stundenlang in die Küche und verdirbt sich dann eine frisch zubereitete Sauce mit einem solchen Fertigprodukt???

Den zahlreichen Einträgen in Foren, die ich bei meiner Recherche zu diesem Artikel fand, dass die Mehlbindung zu einer klumpigen Sauce führen oder sie von der Konsistenz her grieselig werden und nach Mehl schmecken würde, muss ich an dieser Stelle widersprechen.

Klumpig kann eine Sauce dann werden, wenn ich beim Mehlieren der heißen Knochen eine heiße Flüssigkeit aufgieße. Ist diese Flüssigkeit kalt, ist auch die Wahrscheinlichkeit der Klümpchenbildung geringer.

Grieselig bzw. mit einem Mehlgeschmack versehen, kann die Sauce nur sein, wenn sie nach dem Mehlieren nicht mindestens noch einmal 20 Minuten gekocht hat. Nach dieser Zeit ist der Mehlgeschmack verschwunden.

Besonders hat mich ein Artikel gefreut, den ich letztens in einem Koch-Magazin lesen konnte, in dem gefragt wurde, WER denn heute noch „DIE“ klassische Saucen zubereiten könne? Zugleich wurde die Sehnsucht nach geschmacksintensiven, sämigen Saucen ausgesprochen. So etwas freut mich natürlich, sehe ich doch, dass ich mit meinen Ansichten wohl doch nicht so konservativ und allein bin, wie ich dachte und dass ich mir ein Wissen erhalten habe, das jetzt anscheinend nach und nach wieder gefragt sein wird. Wer von den jungen Köchen lernt auch schon noch diese Art des Saucenkochens?

Geröstete Knochen aufgefüllt zur SauceFür mich ist das Herstellen einer klassischen Grundsauce auch eine Art „Erhalt der Koch-Kultur“! Temporäre Abschnitte bei der Zubereitung einer Sauce, wie ich sie kenne und wie ich sie praktiziere, bezeichnete mein Ausbilder unter anderem als „Pflege“ einer Sauce. Klar, ich kann die gerösteten Knochen auffüllen und den Saucen-Ansatz dann mit voller Hitze-Zugabe vor sich her „ballern“ lassen. Ich kann aber auch mit konstanter, sanfter Temperatur eine Sauce „leicht wallen“ lassen. Das Gefühl des Kochs beim Umgang mit den Lebensmitteln bei der Zubereitung, macht sich meiner Ansicht nach im Ergebnis und im Geschmack bemerkbar.

Deshalb finde ich auch, dass die Sauce, als Krone eines Gerichts, viel über die Zustände in einer Küche, den Ausbildungsstand eines Kochs oder die Investitionsbereitschaft des Geschäftsführers eines gastronomischen Betriebes aussagt. Qualität schmecken, genießen und fair honorieren zu wollen, das sind Charaktereigenschaften meiner Kunden, die ich in höchstem Maße zu schätzen weiß und über die ich mich mit jedem Auftrag auf’s Neue sehr freue!

Abschließend möchte ich noch auf einen Artikel in der FAZ hinweisen. Der Autor bespricht dort ein Kochbuch und es war mir eine Freude, einen Kollegen im Geiste, was die klassische Kochkunst angeht, zu finden 😉 (KLICK).

Und wie sehen Sie das? Sind Sie ein Fan von klassischen Saucen oder bevorzugen Sie die modernen Fonds? Nutzen Sie das Kommentarfeld, ich bin gespannt 🙂

Pleite eines Sternekochs

Drei Sterne, die höchste Auszeichnung für einen Koch, ist in Deutschland weiterhin nicht ohne Gefahr!

Gefahr? Wie jetzt?

Okay, ich frage SIE als kulinarischen Fan gehobener oder bester Küche einfach mal: Wie oft waren Sie schon oder gehen Sie im Jahr in einem Sterne-Restaurant essen?

Dort essen zu gehen, ist purer Luxus, da sind wir uns sicher einig! Die einen gehen aus gesellschaftlichen Gründen hin, andere, weil sie sich einmal im Leben genau DIESEN gewählten Küchenkünstler näher anschauen und seine Kochkunst genießen möchten. Schließlich bleiben noch jene, die einen Abend voller Genuss und Entspannung suchen und die bereit sind, für kreative Küchenideen und hochwertige Produkte, ein kleines Vermögen auszugeben, weil ihnen diese Art von Qualität und qualitativ anspruchsvoller Arbeit wirklich etwas wert ist.

All diese Besucher haben, abgesehen von wenigen Ausnahmen, eines gemeinsam: Sie sind keine permanenten Dauergäste, die zwei- bis dreimal pro Woche in diesem Restaurant speisen. Und hier liegt das Problem der Sterneköche!

Beispiele für Köche, die sagen, in der Sterne-Gastronomie kann man nicht reich werden oder die die Belastung einfach als zu hoch empfinden, gibt es einige. Bekanntester ist sicherlich Christian Rach (KLICK), der sein Restaurant „Tafelhaus“ Ende 2011 schloss, weil er es leid war, über 80 Stunden in der Woche in der Küche verbringen zu müssen. Durch seinen Erfolg im Fernsehen, z.B. „Rach der Restaurant-Tester“ bei RTL, ist ihm die Aufgabe seines Restaurants sicher leichter gefallen. Er ist aber noch Teilhaber von zwei Restaurants in Hamburg.
Speziell im Ruhrgebiet bekannt ist Raimund Ostendorp. Er gab seine Karriere als Koch in Sterneküchen auf (KLICK) und eröffnete seine eigene Frittenbude (Grill-Imbiss 😉 ) in Bochum-Wattenscheid (KLICK).
Ebenfalls ein bekannter Sternekoch war Heiko Antoniewicz (KLICK). Er machte sich einen Namen mit der Molekular- und der Sous-vide-Küche. Nun ist er überwiegend als Berater und Köche-Trainer tätig.

Alle Köche dieser Kategorie haben eines gemeinsam: Sie erkannten, dass der Beruf des Kochs ein Knochenjob ist, zudem aus finanzieller Sicht selten lukrativ und so nutzten sie die Chance, sich ein neues Standbein zu schaffen. Die drei Beispiele oben zeigen, wie kreativ und vielfältig man mit dieser herrlichen Ausbildung bei der Gestaltung seiner beruflichen Zukunft sein kann 🙂 .

Dass das Ausleben von höchsten Ansprüchen in der Gastronomie aber auch anders verlaufen kann, zeigt die Insolvenz eines anderen Kochs: Juan Amador, einer der besten Köche Deutschlands, mit drei Sternen ausgezeichnet, geriet Ende 2012 in die Insolvenz (KLICK). Bereits 2011 hatte Amador sein hessisches Restaurant aufgegeben und war in sein Zweit-Restaurant nach Mannheim gewechselt. Nun begab er sich mit seiner AG in die Insolvenz, führt das Restaurant aber seit Anfang 2013 schon wieder eigenverantwortlich (KLICK). In dem nachstehenden Interview erläuterte er vor kurzen seine derzeitige Situation und klingt wesentlich bescheidener in seinen Zukunftsplänen.

Das Interview verdeutlicht, dass Sterneköche ein wirklich schweres Leben haben. Nicht nur, dass sie den Großteil des Tages in der Küche stehen müssen, sie haben nicht selten auch mit hohen Schulden und Existenzängsten zu kämpfen, die sich manch ein Koch sicher zuvor so nicht ausgemalt hatte. Und bei all diesen negativen Gedanken, müssen sie kreativ und motiviert sein.

Von daher bin ich ein Koch, der es nicht gerade als erstrebenswert erachtet, ein Sternekoch werden zu wollen. Mir ist es wesentlich wichtiger, dass meine Kunden zufrieden sind, ich sie mit meinen Kreationen überzeugen und glücklich machen kann und sie sich gerne wieder an meinen hochwertigen Service erinnern, wenn ein besonderer Event zum Feiern ansteht…

Köche, Mietköche & Medien

Wer sich mit den Medien einlässt, sollte „vorsichtig“ sein und damit meine ich, dass eine Berichterstattung nicht immer so erfolgt, wie sich der Unternehmer dies gewünscht oder vorgestellt hat. Das kann für den, über den berichtet wird, ganz schnell nach hinten los gehen, denn ausschließlich die Quote ist bei den Medien der entscheidende Faktor, erst recht bei den Privat-Sendern. Da kann es schon mal passieren, dass das Ergebnis, von dem eine positive Aussenwirkung erhofft wurde, plötzlich negative Folgen für das Unternehmen hat. Geschickte Schnitte des Videomaterials zum Beispiel, wie das Zusammensetzen eigentlich zusammenhangsloser Bilder oder Kommunikationsfetzen, können das möglich machen! BEISPIEL 1 BEISPIEL 2

Einen intensiven Einblick in die (TV-)Medienarbeit bekam ich während eines sechsmonatigen Praktikums bei einem regionalen Fernseh-Sender. Dort konnte ich die Art kennen lernen, wie Nachrichten und Reportagen entstehen und wie schnell diese in eine gewisse Richtung „manipuliert“ werden können. Seit diesem Zeitpunkt bin ich im Umgang mit Medien sehr vorsichtig geworden.

Nach zwei Anfragen der Fernseh-Sender VOX und RTL II, die ich ablehnte, weil ich mich mit den geplanten Sendeformaten bzw. dem anzusprechenden Zielpublikum überhaupt nicht identifizieren konnte, und einer Anfrage seitens des ZDF, das mich dann kurzfristig (mit den Gästen) hängen ließ, habe ich die Nase voll von derartigen Kooperationen.

Zum Glück leben wir in Zeiten des Internets und jeder Einzelne hat heute mit einer einfachen Video- und PC-Ausstattung die Möglichkeit, in Verbindung mit ein wenig Kreativität, seinen eigenen medialen „Sender“ aufzubauen. YouTube, Twitter, Google+ und andere soziale Netzwerke unterstützen einen gerne dabei, erst recht, wenn das Kreativ-Potenzial so groß ist und das gewählte Thema spannend genug erscheint, dass auch diese Netzwerke von einer Kooperation  gewinnbringend profitieren können.

Ich bin keinesfalls so „mediengeil“, dass ich auf jeden anrauschenden Zug, der mich mitnehmen will, aufspringen müsste, nur um ein wenig mehr in der Öffentlichkeit zu stehen. Zudem habe ich mir genügend Koch-Shows angeschaut, mit vielen Kunden darüber gesprochen und erkennen müssen, dass diese Sendungen eher zur Unterhaltung als zum Nachkochen genutzt werden. Und ich bleibe doch lieber Koch, als Showstar werden zu wollen 😉 .

Auch ist die Gefahr, durch eine solche Sendung zur Witzfigur werden zu können, nicht gerade gering und dann frage ich mich, ob dieser Koch jetzt wegen seines Könnens in der Küche vor der Kamera steht oder weil er singen, tanzen, trommeln, witzelnd moderieren oder malen kann? So scheint mir auch, dass man heute immer häufiger nicht mehr als Küchen-Fachmann angesehen wird, sondern vielmehr die Erwartung an andere, zusätzliche Unterhaltungs-Fähigkeiten eines Kochs in den Vordergrund geraten. Das mag ein Hauptgrund dafür sein, dass wir so ausgezeichnete Köche, wie beispielsweise Nils Henkel oder Harald Wohlfahrt, fast nie in den bekannten Koch-Sendungen zu sehen bekommen, weil sie sich auf das Wesentliche konzentrieren: Die Kochkunst in ihren Betrieben und die Fixierung auf die Zufriedenheit ihrer Gäste!

Aber zurück zu meiner Kritik an den Medien. Auf RTL II gibt es die Sendung „Die Kochprofis“. Nun ist es den drei Köchen aktuell passiert, dass sie von den Gastronomen, denen sie „helfen“ sollten, raus geworfen wurden (KLICK HIER)! OOOOPS! :mrgreen: Der TV-Sender wird die Folge wohl dennoch zeigen und kann sicher mit einer guten Quote rechnen. Die Art, wie RTL II auf den Rauswurf dieser „Kochstars“ reagierte, lässt die Richtung erahnen, in die diese Folge der „Kochprofis“ gehen wird. Der Gastronom habe „die Hilfe der Köche wohl nicht annehmen wollen“, so der Wortlaut aus oben verlinktem Artikel. Ganz ehrlich: Wenn das stimmt, dass die Köche nicht gerade freundlich und wirklich interessiert aufgetreten sind, hätte ich sie sicher auch raus geworfen!

Ich bin gespannt darauf, wie dieser Gastronom aus Österreich in der Sendung dargestellt werden wird. Unabhängig davon, wie er seinen Betrieb führen mag, tut er mir ehrlich gesagt jetzt schon leid. Die Zuschauer bekommen einen Eindruck von ihm vermittelt, ohne dass der Wirt noch einmal eine Stellungnahme dazu wird abgeben können…ausser auf seiner Facebook-Seite 😉 . Aber wer hinterfragt schon großartig, was da zu sehen war??? TV-Sendern glauben „wir“ doch allzu oft das, was berichtet wurde, weil die Mehrheit der Zuschauer nicht weiss oder nicht wahrhaben will, was ich im regulären Medienbetrieb kennen gelernt habe… 😉

Aber auch Mietköche waren schon Gegenstand der Berichterstattung von quotengeilen Sendeformaten. Vergessen werde ich nie den Auftritt eines Küchenchefs, der in der Sendung Stern TV (damals noch mit Günter Jauch) meinte, diese Mietköche seien doch wohl eher Köche, die fachlich nicht allzu versiert seien. Zuvor waren drei Mietköche im Einsatz (gefilmt mit versteckter Kamera) gezeigt worden, von denen nur einer wirklich eine gute Leistung ablieferte. Ein Mietkoch, der zum Thema auch etwas hätte sagen, „unsere“ Berufsehre hätte verteidigen können, war nicht eingeladen worden! Sehr einseitige Berichterstattung!!!

Und nach einem weiteren TV-Bericht, einige Jahr später, über ein „unglaubliches Schwein als Mietkoch“ (LINK ZUM ARTIKEL V O R S I C H T, nicht anklicken, wenn Sie sich nicht ekeln möchten!), hatte ich sogar einen Kunden, dessen Mutter ich (als Geburtstags-Geschenk) bekochen sollte und die die besagte Sendung im TV gesehen und sich anschließend sehr ablehnend meinem Berufsstand gegenüber geäussert hatte. Der Auftrag ging wegen des Berichts über diesen unmöglichen Mietkoch verloren. Im Internet wurde nach Ausstrahlung dieser Sendung in diversen Foren diskutiert, ob diese Sendung nicht vom Sender gefaked worden sei. Niemand konnte sich eine solche Unmöglichkeit vorstellen!

Auf der einen Seite finden wir also die Medien, die natürlich gerne quotenträchtige Sendungen zeigen, frei nach dem Motto, je ekeliger, desto besser und auf der anderen Seite die Köche, die, wenn nicht vor versteckter Kamera, sich einen gewissen „Mehrwert“ von einem Bericht über sie erhoffen. Was im Endeffekt daraus wird, ist reine Vertrauenssache. Ich persönlich habe, was das angeht, den Medien gegenüber leider kein Vertrauen (mehr)! Sicher gibt es auch zahlreiche positive Beispiele, wie die TV-Karrieren von Cornelia Poletto, Steffen Henssler oder Alfons Schuhbeck beweisen.

Mag jeder seine eigenen Erfahrungen machen, ich konzentriere mich in den nächsten Monaten auf den Aufbau (m)eines YouTube-Video-Kanals und freue mich dann über zahlreiche Zuschauer/innen und Follower 🙂

Natürlich interessiert mich auch Ihre/Eure Meinung zum Thema. Nutzt das Kommentarfeld.

Koch-Ausbildung: Fast 50% brechen ab!

Als am 01.August 1985 meine Ausbildung zum Koch begann, starteten wir in der Küche des Savoy-Hotels in Düsseldorf zu viert neu: Drei Auszubildende und der Küchenchef!

Damals galt es als „merkwürdig“, warum Abiturienten einen Job, wie den des Kochs lernen wollten und nicht, wie „üblich“, studieren gingen. Bei meinem Kollegen Nummer 1 war es der elterliche Gastronomiebetrieb und bei mir der schlichte Wunsch, genau DIESEN Beruf lernen zu wollen und nichts anderes, weil es mir ganz einfach Spaß machte, zu kochen.

Meine Motivation hielt zunächst genau drei Monate. Dann kam bei unserem dritten Azubi, der etwas jünger war als wir, die Krise. Er hatte Heimweh und mochte nicht mehr kochen, wollte sich dem Stress und dem harten Ton in der Küche nicht mehr aussetzen! Im Personalhaus wohnte er im Zimmer neben mir und so tauschten wir in dieser Zeit unsere Gedanken häufig aus. Er ließ sich nicht von seinen Zweifeln abbringen und gab schließlich auf. Jahre später trafen wir uns zufällig wieder und er berichtete mir, dass er nach der Ausbildung als Orthopädie-Mechniker die KochAusbildung schließlich doch noch nachgeholt hatte! 🙂

Mein zweifelnder Azubi-Kollege schaffte es schließlich, völlig unbewusst, dass auch ich begann, an meiner Ausbildung zu zweifeln. Doch nach ein paar wirklich motivierenden Gesprächen mit meinen Eltern, dem Küchenchef und meinem zweiten Azubi-Kollegen, die allesamt wirklich gute Argumente hatten, die Lehre fortzusetzen, ging es weiter und ich hielt bis zum Ende meiner Ausbildung durch.

Wenn ich heute bei SPIEGELonline lese, dass im Jahr 2011 fast 50% der Koch-Auszubildenden ihre Lehre abgebrochen haben (ARTIKEL), dann kommen die Erinnerungen an meine Ausbildung wieder.

Es war eine klasse Zeit, an die ich überwiegend wirklich gerne zurück denke. Manch eine Situation war auch für mich (uns Auszubildende) hart. Aber schon die Azubi-Generation, die nach uns kam, wirkte auf mich weniger motiviert, weniger durchhaltewillig, weniger belastbar und schneller desillusioniert als wir es zu Beginn waren.

Monate vor Beginn meiner Lehre hatte ich mir bei einem dreitägigen Praktikum in einem Hotel im Ruhrgebiet einen Einblick in die professionelle, reale Küchenarbeit verschafft, die dem Bild von Köchen im Fernsehen so unendlich weit entfernt ist. Aber in DIESEM Hotel hätte ich zum Verrecken (Sorry! 😉 ) meine Ausbildung nie und never begonnen, geschweige denn durchgehalten! Wenn ich mich recht erinnere, ließ ich den dritten Tag des Praktikums entschuldigt ausfallen, denn wie sich dort die Angestellten untereinander verhielten und der Chef mit den Abteilungsleitern umging, kann ich nicht anders beschreiben als „menschlich entwürdigend, absolut respektlos und abwertend“ und das ist wirklich sehr, sehr freundlich formuliert! Selten habe ich in meinem späteren Berufsleben ein so mieses, produktionsfeindliches und demotivierendes Arbeitsklima erlebt, wie in diesem Praktikumsbetrieb.

Eigentlich hätte ich den Wunsch, eine Koch-Ausbildung zu machen, aufgeben müssen, doch ich redete mir ein, in gehobenen Hotels kann es eigentlich nur besser sein. So konzentrierte ich meine Bewerbungen ausschließlich auf Top-Hotels in Essen, Dortmund, Düsseldorf und Köln. Die Auswahl war nicht riesig und es war eine Zeit, in der es fast als Glücksfall galt, eine Lehrstelle zu ergattern.

In der Schule wurde ich belächelt, weil ich mich mit Abitur für eine konventionelle Ausbildung entschieden hatte. Bei unserem letzten Klassentreffen aber, 20 Jahre nach dem Start in mein Berufsleben, durfte ich erkennen, dass meine Idee des Mietkochs Respekt hervor rief. So kann sich die Sichtweise auf etwas ändern… 😉

Ja, die Ausbildung zum Koch scheint heute immer noch wirklich hart zu sein. Nicht nur körperlich! Was soll sich auch geändert haben? Okay, vielleicht ist die Zahl der charakterlich geeigneteren Küchenchefs im Vergleich zu 1985 gestiegen, denn damals war die Zahl jener, die ruhig und gelassen und dennoch zielstrebig und bestimmend an ihre Arbeit gingen, weit in der Unterzahl.

Je lauter, desto durchsetzungsstärker, je cholerischer, desto mehr Respekt und je mehr Alkohol, desto erträglicher die Arbeitssituationen schien in dieser Zeit das Motto zu sein. Und die Geschichten, die mir Azubi-Kollegen in der Berufsschule erzählten, waren, selbst wenn man das Maß an Übertriebenheit auf ein realistisches Maß reduzierte, erschreckend! Da hatte ich mit meinem Ausbildungsbetrieb und meinem Küchenchef / Ausbilder immenses Glück!

Und wer jetzt meint, das sei doch nur Gejammer und jede Ausbildung sei kein Zuckerschlecken…dann liebe Leute…ja dann empfehle ich einfach mal den heimlichen Blick in eine Küche, in der am Abend 100 Essen produziert werden…und das nicht nur aus warm gestellten Töpfen! Und bitte immer auch dazu rechnen, dass man einer derjenigen Köche sein könnte, die körperlich und geistig hoch konzentriert bei großer Hitze und immensem Stress ihre Arbeit gut und gewissenhaft zu erledigen haben! 😉

Wer aber diese Ausbildung durchhält, der hat für sein Leben einen Beruf gelernt, der bei richtiger Spezialisierung eine Menge an Kreativität, Arbeitsspaß und Zufriedenheit bringen kann, auch wenn der Job durchaus ein hohes Maß an Stress mit sich bringt.

Mein Tipp: Während der Ausbildung genau abwägen, ob die Zustände im Arbeitsumfeld tatsächlich unerträglich sind und wenn ja, sich aus der Ausbildung heraus um eine neue Lehrstelle bemühen und eventuell sogar Kontakte nutzen! Motivierte Mitarbeiter mit gewissen Ansprüchen, die aber arbeiten können und wollen, sollten eigentlich gesucht sein! 😉

Neues von Sterneköchen

Böse Kritik an Sterneköchen in meinem Blog? Nein, absolut nicht! Denn ich persönlich habe weder ein ausgeprägtes Neid-Gefühl, noch finde ich es erstrebenswert, in den Sterne-Koch-Himmel aufzusteigen.

Sterneköche gelten in unserem Land zur Zeit als D I E Spitzenstars in Sachen Gastronomie und Kulinarik, manchmal inzwischen sogar in Sachen Medien! Mediales Auftreten bedeutet aber auch zunehmendes Interesse der Öffentlichkeit an einer Person und in diesem Zusammenhang treten logischerweise Nachrichten in den Vordergrund, die den fachlichen Ruf eines solchen Küchenstars ganz schön ankratzen können.

Wer Koch wird, das ist wohl inzwischen bekannt sein, sollte diesen Job aus Überzeugung machen. Wer diesen Beruf nicht liebt und mehr Belastung als Spaß darin findet, der ist hier falsch. Die Arbeitszeiten, der immense Stress, dem Köche im Alltagsbetrieb ausgesetzt sind und von denen die ganzen TV-Auftritte der ersten Kulinarik-Garde Deutschlands nichts zeigen, sind immens belastend. Dieser Job bedeutet viel Schweiß und nicht nur wegen der Hitze in der Küche. Der Beruf ist knallhart und da gibt es wirklich nichts zu Beschönigen. Und dennoch bin ich einer jener Köche, die diesen Beruf und die gesamte Tätigkeit einfach lieben!

Als ich mir letztens die SPIEGEL-Doku über Koch-Azubis noch einmal online anschaute (KLICK Teil 1), amüsierte mich die Vorstellung der Neu-Azubis, mal eben so „Sternekoch“ oder „Fernseh-Koch“ werden zu können :mrgreen: !
Ja, das ist wirklich leicht 😛 . Man entschuldige meinen Sarkasmus…
Diese dreiteilige Reportage zeigt ausgezeichnet, wie es in den Küchen zugeht und wie schnell Illusionen, die vielleicht oder gerade auch durch die spaßigen Koch-Sendungen im TV vermittelt werden, zerplatzen.

Einige bekannte Köche aus Deutschland sind heute Show-Stars am Herd. Und wenn sie entdecken, wie sich jenseits des schweißtreibenden Stresses in der Küche Geld verdienen lässt, scheinen sie die mediale Präsenz zu intensivieren.

Eine Äußerung von Steffen Henssler an Silvester beim Radio-Sender EINSLIVE beispielsweise, hat mich aufhorchen lassen. Dort meinte er, angesprochen auf seine häufige mediale Präsenz sinngemäß, er wolle schließlich nicht ewig am Herd stehen.

Als gelernter Koch dachte ich gleich daran, dass Henssler eventuell keine große Lust mehr haben könnte, weiterhin am Herd zu stehen. Warum auch? Durch seine fast täglichen TV-Auftritte im ZDF bei den „Topfgeldjägern“ hat er sicher erkannt, dass sich noch anders und vor allem leichter, gutes Geld verdienen lässt. Und mal ehrlich: Der Gedanke ist doch absolut nachvollziehbar!

Aber…wer von meinen Lesern/innen denkt denn jetzt nicht gleich daran, dass ein Restaurant, dessen Inhaber als Küchenchef mehr Zeit im TV verbringt als in seinem eigenen Betrieb, wohl kaum für die Qualität des Restaurants stehen kann? Es ist sein Team, das seine Richtlinien befolgt und (hoffentlich auch bei seiner Abwesenheit) erfolgreich kocht.
Andererseits ist das Essen gehen in einem Sterne-Betrieb für mich persönlich nur dann richtig interessant, wenn ich beim Besuch auch die Gewissheit hätte, das der Chef an diesem Abend persönlich hinter dem Herd steht. Ich kenne einige meiner Kunden, die sichtlich enttäuscht waren, als sie hörten, der Sterne-Koch sei an  diesem Abend NICHT persönlich in der Küche anwesend. Die Sterne-Köche werden eben extrem mit ihrem Restaurant in Verbindung gebracht, für mich absolut logisch! Wer viel Geld für ein Essen bezahlt, will auch die beste Qualität und die ist für Viele nur durch die Persönlichkeit des Sterne-Chefs garantiert.

Manchmal führt mediale Präsenz aber auch zu Peinlichkeiten, nämlich dann, wenn ein gestandener  Küchenmeister aus der Sicht von Beobachtern (Zuschauern) ins Fettnäpfchen tritt. So erging es dem Sternekoch Vincent Klink gestern in der Fernseh-Sendung „Hart aber Fair“. Dort schaffte er es nicht, den Unterschied zwischen einem gebratenen Discounter-Schweinefilet und einem exklusiven Bio-Schweinefilet  heraus zu schmecken (KLICK). Natürlich bleibt das an dem Koch hängen. Ob es tatsächlich einen Geschmacksunterschied gab, lasse ich mal dahin gestellt 😉 .

Und dann D A S hier: Schuhbeck…McDonald’s??? Noch Fragen??? Ich kann ja eine ganze Menge an Arbeiten nachvollziehen, mit denen man Geld verdienen kann, aber ein Sterne-Koch und ein Fastfood-Restaurant??? Nicht nur ich, das haben zahlreiche Gespräche über das Thema gezeigt, wundere mich über diese Art der Kombination! Oft höre ich dazu, dass das Geld wohl der Grund für seine Werbetätigkeit gewesen sein könnte. Gut, Schuhbeck hat ein wirklich bewegendes Leben hinter sich, mit extremen sozialen Höhen und Tiefen. Geld für McDonald’s zu verdienen finde ich dann ja nicht schlimm, aber wer als Vertreter der hohen Kulinarik bekannt ist, die Wirkung von frischen Kräutern und Gewürzen betont, kann sich mit so etwas schnell unglaubwürdig machen. Und dass Fastfood nicht die Qualität von frisch zubereiteten Gerichten hat und eigentlich schon gar nicht die Qualität eines von Herrn Schuhbeck zubereiteten Gerichtes erreichen kann, sollte sich eigentlich herum gesprochen haben. Bei Zweifeln an dieser Feststellung einfach mal HIER KLICKEN 😉 .

Das sind die Momente, in denen ich immer froh bin, dass ich sage: „Jeder soll das essen, was sie/er mag!“ Manchmal fehlt schlicht die Zeit, sich etwas Frisches zuzubereiten, dann muss eben Convenience oder Fast-Food oder ein Tiefkühl-Gericht her, als wüssten wir das nicht alle. Von einem Sternekoch, so denke ich, dürfen wir aber zurecht etwas anderes erwarten können!

Zu diesem Blog-Artikel würde mich die Meinung meiner Leser/innen sehr interessieren. Das Kommentarfeld darf gerne genutzt werden.