Pleite eines Sternekochs

Drei Sterne, die höchste Auszeichnung für einen Koch, ist in Deutschland weiterhin nicht ohne Gefahr!

Gefahr? Wie jetzt?

Okay, ich frage SIE als kulinarischen Fan gehobener oder bester Küche einfach mal: Wie oft waren Sie schon oder gehen Sie im Jahr in einem Sterne-Restaurant essen?

Dort essen zu gehen, ist purer Luxus, da sind wir uns sicher einig! Die einen gehen aus gesellschaftlichen Gründen hin, andere, weil sie sich einmal im Leben genau DIESEN gewählten Küchenkünstler näher anschauen und seine Kochkunst genießen möchten. Schließlich bleiben noch jene, die einen Abend voller Genuss und Entspannung suchen und die bereit sind, für kreative Küchenideen und hochwertige Produkte, ein kleines Vermögen auszugeben, weil ihnen diese Art von Qualität und qualitativ anspruchsvoller Arbeit wirklich etwas wert ist.

All diese Besucher haben, abgesehen von wenigen Ausnahmen, eines gemeinsam: Sie sind keine permanenten Dauergäste, die zwei- bis dreimal pro Woche in diesem Restaurant speisen. Und hier liegt das Problem der Sterneköche!

Beispiele für Köche, die sagen, in der Sterne-Gastronomie kann man nicht reich werden oder die die Belastung einfach als zu hoch empfinden, gibt es einige. Bekanntester ist sicherlich Christian Rach (KLICK), der sein Restaurant „Tafelhaus“ Ende 2011 schloss, weil er es leid war, über 80 Stunden in der Woche in der Küche verbringen zu müssen. Durch seinen Erfolg im Fernsehen, z.B. „Rach der Restaurant-Tester“ bei RTL, ist ihm die Aufgabe seines Restaurants sicher leichter gefallen. Er ist aber noch Teilhaber von zwei Restaurants in Hamburg.
Speziell im Ruhrgebiet bekannt ist Raimund Ostendorp. Er gab seine Karriere als Koch in Sterneküchen auf (KLICK) und eröffnete seine eigene Frittenbude (Grill-Imbiss 😉 ) in Bochum-Wattenscheid (KLICK).
Ebenfalls ein bekannter Sternekoch war Heiko Antoniewicz (KLICK). Er machte sich einen Namen mit der Molekular- und der Sous-vide-Küche. Nun ist er überwiegend als Berater und Köche-Trainer tätig.

Alle Köche dieser Kategorie haben eines gemeinsam: Sie erkannten, dass der Beruf des Kochs ein Knochenjob ist, zudem aus finanzieller Sicht selten lukrativ und so nutzten sie die Chance, sich ein neues Standbein zu schaffen. Die drei Beispiele oben zeigen, wie kreativ und vielfältig man mit dieser herrlichen Ausbildung bei der Gestaltung seiner beruflichen Zukunft sein kann 🙂 .

Dass das Ausleben von höchsten Ansprüchen in der Gastronomie aber auch anders verlaufen kann, zeigt die Insolvenz eines anderen Kochs: Juan Amador, einer der besten Köche Deutschlands, mit drei Sternen ausgezeichnet, geriet Ende 2012 in die Insolvenz (KLICK). Bereits 2011 hatte Amador sein hessisches Restaurant aufgegeben und war in sein Zweit-Restaurant nach Mannheim gewechselt. Nun begab er sich mit seiner AG in die Insolvenz, führt das Restaurant aber seit Anfang 2013 schon wieder eigenverantwortlich (KLICK). In dem nachstehenden Interview erläuterte er vor kurzen seine derzeitige Situation und klingt wesentlich bescheidener in seinen Zukunftsplänen.

Das Interview verdeutlicht, dass Sterneköche ein wirklich schweres Leben haben. Nicht nur, dass sie den Großteil des Tages in der Küche stehen müssen, sie haben nicht selten auch mit hohen Schulden und Existenzängsten zu kämpfen, die sich manch ein Koch sicher zuvor so nicht ausgemalt hatte. Und bei all diesen negativen Gedanken, müssen sie kreativ und motiviert sein.

Von daher bin ich ein Koch, der es nicht gerade als erstrebenswert erachtet, ein Sternekoch werden zu wollen. Mir ist es wesentlich wichtiger, dass meine Kunden zufrieden sind, ich sie mit meinen Kreationen überzeugen und glücklich machen kann und sie sich gerne wieder an meinen hochwertigen Service erinnern, wenn ein besonderer Event zum Feiern ansteht…

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